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Martin Engeliens Go Music – Konzertbericht, 07.11.2018, The Whistle, Kempen

Wenn Ben Granfelt sowie Muddy Manninen mit von der Go Music-Partie sind, dann machte das Motto »Wishbone Ash grüßt Go Music« absolut Sinn. Beide Gitarristen waren zu unterschiedlichen Zeiten Teil von Wishbone Ash. Dort getrennt voneinander spielten sie gemeinsam bei Gringos Locos.
Neben Wishbone Ash war Ben Granfelt auch Mitglied bei den Leningrad Cowboys beziehungsweise Los Bastardos Finlandeses. Schon lange setzt der sympathische Finne auf seine langandauernde Solo-Karriere und kann mittlerweile auf eine stattliche Anzahl von Alben zurückblicken. 2016 erschien das retrospektive Time Flies When You’re Playing The Guitar. Im Jahr darauf kam Another Day auf den Markt und 2018 war es My Soul To You auf Martin Engeliens Label A1 Records.
2004 löste Muddy Manninen Ben Grandfelt bei Wishblone Ash ab. Dort spielte er neben Gründungsmitglied Andy Powell bis 2017. Muddy Manninen kann auf einen verdammt langen Werdegang zurückblicken. Bereits zu Schulzeiten gründete er die Diesel Band. Die Formation Mistakes stellte eine weitere Station seines Schaffens dar. Bevor er bei den Gringos Locos die Gitarre schwang, gründete er Mitte der Achtzigerjahre die Combo Havanna Blacks. Neben Hector-Platten veröffentlichte er Mitte 2017 unter eigenem Namen das Album mit dem ziemlich schlichten Titel "Long Player".
Als Schlagzeuger für die November-Tour wurde Thomas Lieven angekündigt. Leider hatte er zum Termin im The Whistle Kempen keine Zeit. Zeit hatte aber Charly T. Er nahm für diesen einen Gig auf dem Drum-Schemel Platz. Charly T. gehört zu den herausragenden Schlagzeugern in Deutschland. Seine Diskografie beinhaltet unter anderem Zusammenarbeiten mit Marius Müller-Westernhagen, Nena, der Kult-Band Wallenstein, Twelve Drummers Drumming, Shabrack, Farfarello, Chris Kramer  oder Yaelle Cinkey.

Go Music im November 2018 im The Whistle Kempen

Go Music im November 2018 im The Whistle Kempen

Es hat schon eine lange Tradition, dass am Beginn eines Go Music-Gigs ein instrumentaler Opener steht.
"The Roots" war das Thema des Einstiegs in einen Auftritt, der wieder einmal für ganz besondere Momente sorgte. Bei jedem dieser Konzert-Anfänge standen die ersten Vorstellungs-Soli im Vordergrund des Bühnen-Geschehens.
Charly T. brachte gleich so einige Double-Bass-Action in seinen Beats und Grooves unter. Ben Granfelt mischte Wah Wah-Pedal-Sounds mit einem kleinen aber feinen Ausflug in die Klassik und Muddy Manninen brachte ebenfalls sein Wah Wah-Pedal auf Betriebstemperatur, allerdings mit einer anderen Ausrichtung als sein Gegenüber auf der rechten Seite der Bühne. Als dritter im Bund der Sound-Kreateure machte auch Martin Engelien Gebrauch von diesem Effektgerät. Bei ihm hatte der Funk das Sagen. Als Hammer-Rock-Nummer konnte "The Roots" begeistern.
Getreu dem Motto dieser Go Music kam es gleich im zweiten Song zur ersten Verbundenheit mit Wishbone Ash. Gänsehaut, doppelte Gänsehaut, dicke Gänsehaut. Wie ein Feuer loderte der "Almighty Blues" mit seinem verführerisch-feinen Twin-Sound. Die beiden Gitarristen vervollkommneten diese super Interpretation durch ihren tollen Gesang. Charly T., der Drummer mit den hundert Händen, sorgte für den treibenden Druck aus dem Hintergrund. Das Quartett sortierte diesen Song neu.
Weitere Ausflüge in die lange Song-Geschichte von Wishbone Ash verteilten sich in der Folge auf das Go Music-Konzert. Das von Ben Granfelt geschriebene "Faith, Hope & Love" glänzte mit einer wunderschönen Drift in die zündende Wirkung des Reggae. Toll! Wishbone Ash zum Dritten: Als Zugabe begeisterte die Band das Publikum mit dem von Muddy Manninen komponierten Instrumental "Mud Slick".

Martin Engelien (bass, backing vocals)

Martin Engelien (bass, backing vocals)

Gerry Raffertys "Baker Street" entwickelte sich zu einem herrlichen Fretboard-Spaziergang von Ben Granfelt. Dazu servierte Muddy Manninen tolle Fills. In der Go Music-Bearbeitung verfügte diese Straße über verdammt viele Hausnummern. Auch weil Muddy Manninen solierend ins Geschehen eingriff.
In der Planung der Konzerte stellten die Musiker fest, dass sie Fans von Jeff Beck sind. Diese Übereinstimmung mündete im Song "The Pump". Über tonnenweisem Bass’n’Drum schwebten die beiden Sechssaiter bei diesem Instrumental förmlich im Einklang der Melodie. Hier forderte Martin Engelien Muddy Manninen zu einem Solo heraus. Der hatte einen richtig guten Lauf auf dem Griffbrett mit Wah Wah-Steuerung parat. Super!
Beim aus der Feder von Max Middleton stammenden "Freeway Jam" gab es quasi Soli am laufenden Band. Alle vier Musiker ließen erst gar keinen Stau aufkommen, sondern spielten Alleingänge, die von der Freiheit der Fantasie geprägt waren. Ben Granfelts feinnerviges Solo verfügte über eine klasse Reggae-Phase und Charly T. ließ die Konzert-Gemeinde wissen, was ein Drum-Solo mit beträchtlichem Hubraum zu bedeuten hatte. Hey!
Beim "Mercury Blues" ging einem das Herz auf.
Neben dem Twin-Sound, einer bestens gefüllten Tasche mit Alleingängen, waren auch Songs der beiden Gitarristen angesagt. Umringt von wunderschönen Ideen bekam "Lil' Rosie" von Mudy Manninens Tonträger "Long Player" einen leicht balladesken Touch und der "Guitar Man" – ebenfalls von der gerade genannten Platte – begeisterte mit einem herrlichen Retro-Blick.
Bei Ben Granfelts Album-Expertisen "Wayward Child", "My Soul To You" sowie "Going Home" machte das Quartett einen genüsslichen Schlenker zum Classic Rock, wobei Ben Granfelt einmalig eine Prise Southern Rock einstreute. Klasse!
Für den Dezember 2018 steht etwas ganz Besonderes auf dem Programm. Neben Martin Engelien werden die Sängerinnen Sylvia González Bolívar sowie Ilenia Romano mit von der Partie sein. Darüber hinaus werden Keyboarder Martin Gerschwitz (Iron Butterfly, Eric Burdon), Gitarrist Victor Smolski und Schlagzeuger Micha Fromm (GoGorillas, Velvet Viper) spielen. Außerdem wird das Ensemble Virtuoso dabei sein. Mitglieder dieser Gruppe sind Valery Weruchanow (Querflöte), Galina Lanskaia (Violine), Konstantin Tsaryk (Cello) sowie Kaloyan Trifonov (Kotrabass). »Das große Go Music Weihnachtskonzert« sollte man nicht verpassen.
Wir bedanken uns bei Martin Engelien für den Platz auf der Gästeliste.

Line-up Martin Engeliens Go Music im November 2018:

Martin Engelien (bass, backing vocals)
Ben Granfelt (guitars, vocals, backing vocals)
Muddy Manninen (guitar, vocals, backing vocals)
Charly T. (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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