«

»

Lyra’s Legacy / Prisoner – CD-Review

Lyra's Legacy / Prisoner

Die Bochumer Power-Metaller Lyra’s Legacy gelten wegen ihrer unermüdlichen Klub- und Festival-Auftritte als erfahrene Live-Band, ihr Debütalbum "Prisoner" erscheint aber erst im Januar 2018.
Wenn man nur die Songtexte betrachtet, hat die Scheibe eine ziemlich trübe Stimmung. Die dem Stil entsprechend perfekten Melodien verwandeln sie aber in richtige Chamäleonmusik. Bei schlechter Laune hören sich die Songs dunkel genug an, man fühlt in jeder Tiefe, wie verkehrt diese Welt ist und man lässt sich mit der Musik zusammen in dieser schmerzhaft-wohltuenden Düsternis umgarnen. Ist man fröhlich, dann konzentriert man sich mehr darauf, wie kräftig der Gesang, wie energievoll die ganzen Riffs und Keyboard-Parts sind. Und im normalen Seelenzustand genießt man einfach die Platte wegen dem, was sie eigentlich ist: anspruchsvoller, fehlerloser melodischer Power Metal.

Also, wie soll sich der Leser das vorstellen? Man nimmt die Scheibe und legt sie auf. Schenkt sich ein Gläschen Wein ein und hört sich das Album erstmal in Ruhe an, redet dabei noch mit den Freunden oder bastelt was zum Abendessen, stellt dann fest, dass die Musik sehr angenehm ist. Dann beschäftigt man sich weiter mit seinen aktuellen ToDo’s und merkt gar nicht, dass die elf Tracks wieder und wieder gespielt werden, es wird nicht im Geringsten langweilig, es fällt einem gar nicht ein, den Player auszuschalten oder was anderes einzulegen. Nichtsdestoweniger summt man auf einmal den "Reign Of Greed". Der Song kriecht in die Gehörgänge, als hätte er eine geheime Tür zum Unbewussten gefunden und möchte sich daher auf keinen Fall entfernen. Und das will man selbst auch nicht. Bei dem Gitarrensolo bewegt sich die Hand unwillkürlich zum Luftklampfen, dann, beim Intro von "Utopia", kommen auch die Nackenmuskeln ins Spiel. Dem Quintett gelingt es, die für den Stil charakteristischen und von daher irgendwie bekannten Melodien, Spieltechniken und Riffs so zusammenzufügen, dass ein mitreißend-neuer Sound entsteht.
Die Struktur des Albums ist außerordentlich gut aufgebaut, in keinem Moment bekommt man das Gefühl, dass einer der Songs irgendwo fehl am Platze ist. Der anschließende Dreier "Hero Of The Night", "Prisoner" und "Since You Left Me" bildet gemeinsam ein raffiniertes Tempogewoge. Die Gitarrenriffs bringen zwar keine große Innovation, spiegeln dafür makellos sowohl die finster-ernsthaften, als auch die hoffnungsvoll flitzenden Klänge wider und das ist schon alleine mehr als gut genug. Jeder Ton sitzt punktgenau, es gibt keine überflüssigen Schnörkeleien.

Das Keyboard gibt der Musik eine hervorragende Basis, nicht einmal in dem lyrischen "Dust In The Wind" klingt es übertrieben. Dann hört man "Mirror Of My Life" – ein absoluter Stadionkracher, lädt zum Mitgrölen ein, und auch die nächsten beiden Stücke, "Unknown Gate" und "Misguided" sind vom gleichen Kaliber. "Breath Of A Winter Night" ist ein perfekter Abschluss-Track. Der Zuhörer bekommt jetzt Lust rauszulaufen, in die beschneite Nachtlandschaft, am liebsten bei Vollmond. Keine Rede vom Kitsch, sondern die traurige-leise Schönheit einer Winternacht, die einen gelegentlich so packt.

Fazit: Hier wird ein besonderes Album geboten, in welchem die Dark-, Power- und Heavy-Elemente perfekt miteinander verbunden sind, bestückt mit meisterhaft komponierten Songs. Ein episches Metalwerk, völlig richtig terminiert mit der Veröffentlichung im Januar. Mir jedenfalls passt die Scheibe hervorragend zur Winterzeit. Also, her mit dem (Glüh)wein und Prost, auf die gute Musik, auch im neuen Jahr.


Line-up Lyra’s Legacy:

Christian Casaccia (vocals)
Fabius Farkas (drums)
Andreas Denz (guitars)
Romuald Tichawski (keyboards)
Tobias Breuer (bass)

Trackliste "Prisoner":

  1. The Arrival
  2. Reign Of Greed
  3. Utopia
  4. Hero Of The Night
  5. Prisoner
  6. Since You Left Me
  7. Dust In The Wind
  8. Mirror Of My Life
  9. The Unknown Gate
  10. Misguided
  11. Breath Of A Winter Night

Gesamtspielzeit: 48:46, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Hajnalka Tamás

Genres: Heavy Metal, Power Metal, Classic Rock, Stoner Rock

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>