Klaus Adamaschek & Shiregreen / Earthbound Songs/Traumwandler – CD-Review

Zwei Werdegänge vereinen sich auf dem Doppelalbum "Earthbound Songs/Traumwandler". Einerseits sind auf der ersten Platte Lieder mit englischsprachigen Texten und andererseits Songs auf der zweiten CD, die in deutscher Sprache gesungen werden. Mit "Earthbound Songs" bieten Klaus Adamaschek & Shiregreen ein Dutzend Kompositionen aus dem Americana-, Folk-, Country- und Rock-Bereich an. "Traumwandler" »[…] ist demgegenüber in klassischer Liedermachermanier mehr akustisch geprägt. […]«
Insgesamt darf sich der Hörer auf vierundzwanzig Songs freuen, die alle von Klaus Adamaschek geschrieben wurden und er hat mit seinen Begleitmusikern wieder eine Band an seiner Seite, die bis in die tiefsten Nervenstränge versteht, worum es dem Protagonisten aus Rotenburg in seinen Liedern geht.
Bezogen auf das tägliche persönliche Leben mit seinen Wirrungen und oft unvorhersehbaren Wendungen und der im Galopp wechselnden Lage der Welt im Allgemeinen und Besonderen ist "Earthbound Songs/Traumwandler" der ersehnte Kontrast zu diesen Positionen. Klaus Adamaschek & Shiregreen kreieren ihren eigenen Kosmos, der sich allerdings in keiner Weise in seinem eigenen Gewebe entfaltet. Die Musik ist sozusagen offenporig, hat von den Texten her natürlich Kontakt zu den Gegebenheiten des Lebens. Man lässt sich von der entspannten Atmosphäre anstecken und taucht so in die weiter als der Horizont reichende Welt von "Earthbound/Traumwandler" ein.

In den Informationen zum Album kann man unter anderem lesen, dass »[…] allein vier der 12 Songs […] bei einer Tour durch Schottland im Frühjahr 2016 entstanden […]« sind. So wird die Authentizität der Lieder natürlich noch verstärkt. Aufgenommen wurden die Songs im Toolhause Studio in Rotenburg an der Fulda.
Wohl dem, der über eine so anziehende Stimme verfügt wie Klaus Adamaschek. Sein Gesang passt perfekt zum musikalischen Umfeld und zieht sich wie ein roter Faden durch das doppelte Dutzend. Dieser Faden befindet sich auf jeder Scheibe einmal sozusagen in einer Warteschleife, denn für "Garden Of My Dreams" sowie "Vogelfrei" übernimmt Marisa Linß die Lead Vocals und sie steht mit ihrer herrlichen Klarheit auf den Stimmbändern ganz auf Augenhöhe mit dem Bandleader. Klasse! Bedeutend ist allerdings auch, wenn Klaus Adamascheks Gesang von Backing Vocals wie auf Schwingen getragen wird. "Garden Of My Dreams" ist dezent angelegt und hat eine überragende Paul Adamaschek-Piano-Begleitung, ganz abgesehen von der gefühlvoll eingesetzten Pedal Steel, auf der Morris Kleinert prächtig agiert.

Da stolpert man in "Ride It One More Time" über die »[…] old roller skates […] I think I got them in 1963 […]«
Flashback … der Rezensent besitzt sie auch nicht mehr, weil sie seinerzeit neuen Rollschuhen wichen. Richtig: »[…] It’s not the distance, nor the destination but it’s the ride.« Dieses Stück hat im Zusammenhang mit der musikalischen Richtung den Rock auf den acht Rollen der Skater. Toll!

Bei Wechsel zur "Traumwandler"-Scheibe sei an dieser Stelle das umfangreiche Begleitheft erwähnt. Es ist mit vielen stimmungsvollen Bildern bestückt und enthält alle Texte der vierundzwanzig Kompositionen. Das Nachlesen der aussagekräftigen Lyrics lohnt sich auf jeden Fall.
Im aufklappbaren Digipak befinden sich viele Fotos der Musiker von den Aufnahmesessions und so ergibt sich auch über die Verpackung ein stimmungsvolles Flair zum Anschauen.

Die "Traumwandler"-Seite des Doppelalbums repräsentiert neben Klaus Adamaschek sowie Marisa Linß die Musiker Sascha Schmitt (Akkordeon, Klavier), Lukas Bergmann (Geige) und Paul Adamaschek (Bass, Cajon).
Mit einem gewissenmaßen reduzierten Line-up wird die Liedermacher-Musik noch persönlicher, intensiver, als sie auf "Earthbound Songs" eh schon ist. So geschrieben, bedeutet es natürlich nicht, dass der überragende Eindruck der ersten Platte geschmälert wird. Vom Titelsong "Traumwandler" »[…] , der mit klassischen Klängen, aber auch ironischen Untertönen das Aussterben die Fantasie und Träumen in der modernen Finanz- und Medienwelt beklagt […]« über das fein arrangierte "Überholspur" mit seiner andächtig-ruhigen Ausstrahlung, der inspirierenden Piano-Ballade "Gib mir ein Lied", dem von Marisa Linß und Klaus Adamaschek im Duett gesungenen sinnlichen "Vogelfrei" mit Harp-Einsatz, einem hoffnungsvollen "Das Land, in dem die Liebe wohnt" bis hin zum autobiografisch-retrospektiven "Liedermacher", an dessen Ende die Spieluhr das letzte Wort hat, ist die zweite Platte ein weiterer, hochklassiger Genuss.

Auf der letzten Booklet-Seite ist der Künstler mit einer akustischen Gitarre abgebildet und dazu drei zitierte Zeilen aus "Liedermacher":
»Liedermacherträume, Liedermacherleid,
Songwriterliebe, Songwriterzeit
Alles hat seine Zeit, es war an der Zeit«

Bei "Earthbound Songs/Traumwandler" halten alle Fans von gehaltvoller Musik, die ihre Vorlieben in den Bereichen Americana, Folk, Country und Liedermacher haben, inne.

Line-up Klaus Adamaschek & Shiregreen:

Klaus Adamaschek (vocals, acoustic guitars, harmonica)
Tom Eriksen (electric guitars, acoustic guitars)
Paul Adamaschek (bass, percussion, cajon, piano, vocals)
Frank Schäfer (drums)
Morris Kleinert (pedal steel, Dobro, vocals)
Marisa Linß (vocals)
Sascha Schmitt (accordeon, organ, melodica, music box)
Lukas Bergmann (violin)
Alexandra Renner-Quanz (flute)
Zusatzchor: Mette Hansen, Susi Wehling, Tom Eriksen (vocals – CD1 – #10)

Tracklist "Earthbound Songs/Traumwandler":