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Jane Lee Hooker / Spiritus – CD-Review

Als mir im Sommer des Jahres 2016 das Album No B! der amerikanischen Damen-Kapelle Jane Lee Hooker auf den Tisch flatterte, konnte ich eine gewisse Ratlosigkeit nicht verbergen. Der Name sagte mir absolut nichts. Aber der 'Waschzettel' klärte mich dann etwas auf. Die fünf New Yorker Mädels waren der neueste Zugang bei Ruf Records und "No B!" ihr Debüt-Album bei dem Label aus Lindewerra.

Und was ich da zu hören bekam, war ein richtig guter Longplayer, rauh ungeschliffen und mit viel Power gespielt. Sorgfältig ausgesuchte Songs wurden in einem ganz eigenen Stil gecovert und machten Lust, die Band live auf der Bühne zu erleben.

Was folgte, war ein ausgedehntes Touren durch Deutschland und Europa. Thomas Ruf schickte Jane Lee Hooker kreuz und quer durch den Kontinent. Zunächst im Doppelpack mit der kanadischen Sängerin Layla Zoe und danach auch als Headliner.

Und auch für den April 2018 sind schon wieder etliche Konzerte angesagt. Pünktlich dazu ist nun auch das zweite Album "Spiritus" erschienen. Also mal wieder die perfekte Rundumbetreuung von Ruf Records, wie wir es von dem Label gewohnt sind.

Die zehn neuen Songs wurden in New York aufgenommen und Matt Chiaravalle saß, wie schon beim Debüt, wieder an den Reglern. Und doch bietet "Spiritus" eine wesentliche Weiterentwicklung von Jane Lee Hooker, denn diesmal setzte der Fünfer durchweg auf Eigenkompositionen, die beim ersten Album noch in der Minderheit waren. Was degegen geblieben ist, ist die Tatsache, dass weiterhin auf jegliche Overdubs verzichtet und alle Songs live im Studio eingespielt wurden. Dadurch blieb der rohe, schmutzige Sound erhalten, was der Scheibe richtig gut tut.

Gleich der Opener "How Ya Doin'?" knallt einem mit seinem schnellen Boogie-Rhythmus nur so um die Ohren und vermittelt dabei eine absolute Live-Atmosphäre. Die Band scheint vor Kraft nur so zu strotzen. Der perfekte Start in das Album!

"Gimme That" geht dann mit seinem markanten Riff ganz in Richtung "Honky Tonk Woman". Die Stones lassen grüßen, und die Gitarrenarbeit von Tracy Almazan und Tina Gorin ist vom Feinsten.

Die beiden Gitarristinnen stehen, diesmal mit Double Lead-Sounds, auch im Mittelpunkt von "Mama Said" und ergänzen sich dabei perfekt. Und noch einmal gibt es Anleihen an die Rolling Stones. "Be My Baby" groovt höllisch vor sich hin und ist trotzdem richtig schön eingängig, sodass einem der Refrain lange im Kopf kleben bleibt.

Langsam und schleppend  kriecht "Later On" aus den Boxen, wobei die Vocals von Dana Athens besonders gut zur Geltung kommen. Ein großartiger, gefühlvoller Song und mein erster persönlicher Anspieltipp. Keine Gefangenen macht das folgende "Black Rat", der einzige Song, der den Begriff 'Punk' rechtfertigt, den die Band mit ihrer Bezeichnung 'Punk-Blues-Rock' selbst zu ihrer Musik kreiert hat.

"Ends Meet" ist dann wieder ein straight nach vorn gehender Rocker, der Spaß macht. Und selbst eine Ballade ist auf dem Silberling vertreten. Dana Athens ist bei "How Bright The Moon" auch am Piano zu hören. Klasse gemacht und höchste Zeit, die Feuerzeuge rauszuholen!

Doch wie meistens kommt der Höhepunkt zum Schluss. "The Breeze" ist mit knapp zehn Minuten nicht nur das längste Stück auf dem Album, sondern auch mein persönlicher Favorit. Dieser schön langsame und getragene Blues bringt jede Menge Feeling ins Spiel. Dazu gibt es wieder sehr schöne Zwiegespräche der beiden Gitarren. Dieser Rausschmeißer hätte von mir aus noch länger laufen können.

Es bleibt festzustellen: Mit "Spiritus" ist Jane Lee Hooker erneut ein astreines Album gelungen. Diese Band wird in Zukunft noch so Einiges reißen!


Line-up Jane Lee Hooker:

Dana 'Danger' Athens (vocals, piano,organ)
Tracy 'High Top' Almazan (guitar)
Tina 'T-Bone' Gorin (guitar)
Melissa 'Cool Whip' Houston (drums)
'Hail Mary' Zadroga (bass)

Tracklist "Spiritus":

  1. How Ya Doin' (6:06)
  2. Gimme That (3:52)
  3. Mama Said (4:43)
  4. Be My Baby (5:44)
  5. Later On (5:38)
  6. Black Rat (3:00)
  7. Ends Meet (4:55)
  8. How Bright The Moon (4:01)
  9. Turn On Your Love Light (5:10)
  10. The Breeze (9:45)

Gesamtspielzeit: 53:00, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Jürgen Bauerochse

Hauptsächlich zu besprechende Musikstile: Blues, Blues Rock, Southern Rock, Classic Rock
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Mail: juergen(at)rocktimes.de

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