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The Electric Alley / Get Electrified! – CD-Review

The Electric Alley / Get Electrified!

The Electric Alley erblickten das Licht der Musikwelt bereits 2012 in Cádiz in Spanien. Die Band startete von Anfang an mit selbst geschriebenen Songs und stellte diese auf regionalen Gigs einer stetig wachsenden Zuhörerschaft vor. Purer Hard Rock, frei von sämtlichen Schnörkeleien lässig 'aus der Hüfte geschossen' und feine Balladen, die die Mädels dahinschmelzen lassen, damit konnte die Band punkten und sich mit der Zeit eine treue Fangemeinde erspielen. Nachdem sich sogar die ortsansässige Presse positiv über die Platzhirsche äußerte war es endlich an der Zeit, die Songs, auf einen Silberling zu pressen, zumal diese ja bereits die gnadenlosen Härtetests in Form von Live-Auftritten ganz offensichtlich bestanden hatten. "Backwards States Of Society" erschien 2013 und gab die zukünftige Marschrichtung vor.
Nicht nur die Presse, auch Rundfunk und Fernsehen wurden mittlerweile auf die Mannen um Jaime Moreno aufmerksam, was ihrem Bekanntheitsgrad einen weiteren Schub verpasste. Und so ergab es sich, dass The Electric Alley sogar den Soundtrack zu dem spanischen Liebes-Film "A Lonely Sun Stoty" beisteuern durften.

Mit "Get Electrified!" folgte die nächste Platte, bereits 2015 veröffentlicht. Warum uns diese erst jetzt erreicht, bleibt das Geheimnis des Promoters.
Zehn Songs sind darauf enthalten, die mir das eine oder andere Mal ein zufriedenes Grinsen entlocken. Auf der Band-Website ist zu lesen, dass sich bei den Songs Einflüsse sowohl von Led Zeppelin und den Black Crowes, aber auch Rival Sons, Blackberry Smoke und Mr. Big bemerkbar machen.

Ich für meinen Teil hatte nach dem ersten Hördurchgang eher den Eindruck, hier steht eine vocalistische Mischung aus Jack Russel und dem leider durch einen Unfall ums Leben gekommenen Gotthard-Sänger Steve Lee am Mikrofon. Zumal sowohl der Titel-Track als auch "Last Letter" schmerzliche Erinnerungen an die ersten drei Platten von Gotthard weckten, also zu 'Biker Rock'-Zeiten. Denn alles, was von der Band noch danach 'verbrochen' wurde, hinterließ bei mir lediglich  eingeschlafene Füße.

Ein sehr ruhiges Intro eröffnet "Last Letter". Mit sanfter Stimme beginnt Jaime Moreno, begleitet von ruhigen Gitarrenklängen um diese dann wieder in Russelsche Höhen zu schrauben. Ein herzhaftes Gitarren-Solo rundet den Song ab, der auf einem der Rockalben der Schweizer einen mehr als würdigen Platz eingenommen hätte.

Led Zeppelin? Great White? Oder doch die Black Crowes? Eine sehr bluesige Nummer ist "Can We Have Some Love Between Us?", die mir bei jedem Hören einen Gänsehautschauer verursacht. Fast wütend stellt Moreno seine Frage an die Herzensdame. Und – boah – diese geilen Twin-Gitarren-Soli zwischen Moreno und Perfumo! Was für ein Song!
Auch das folgende "Searching For The Truth" weckt jede Menge Erinnerungen an die Krähen, selbst die Stimme des Sängers klingt verblüffend nach Chris Robinson.

Was mit folgt "Eagles Fly Solo" folgt, ist ein waschechter Blues, den die Band präsentiert. Moreno schreit sich die Seele aus dem Leib und beide Gitarristen beweisen wieder einmal, dass sie ihr Handwerk perfekt beherrschen und spendieren ab und zu ein hübsches Solo. Natürlich darf bei allem Lob auch die Rhythmusfraktion nicht vergessen werden, die ebenfalls saubere Arbeit liefert.

Hab ich die falsche Platte eingelegt oder verhöre ich mich gerade? Das sind doch die Manic Street Preachers, oder? Nein, sind sie nicht, es ist nach wie vor The Electric Alley. Dennoch, sowohl die Vocals als auch der Song wecken Assoziationen an die Briten aus Wales.

"No Reservation" und "Go!" sind astreine, schön nach vorn treibende Stadion-Rocker und werden live vermutlich für große Freude bei allen Mattenschwingern sorgen.
Auch die übliche Ballade darf nicht fehlen, die bekommt man mit "Live While You’re Alive" und dem Abschlusstitel "A Lonely Sun Story" geboten. Letzterer lässt alle Black Crowes-Fans noch einmal aufhorchen und ich betone: Nein, es ist nicht Chris Robinson, der da singt, auch wenn es sich ab und zu so anhören mag. Und – ja – auch  Bon Jovi können sich eine ordentliche Scheibe von The Electric Alley abschneiden, denn das ist mal eine Ballade, die die Amis letztmalig mit "Bed Of Roses" geschrieben haben.

Alles in allem eine Platte, die bei mir momentan in Dauerrotation läuft. Will damit sagen, dass mich schon lange nicht mehr ein Album so vom Hocker gerissen hat. Absolute Kaufempfehlung!


Line-up The Electric Alley:

Jaime Moreno (vocals, guitars, acoustic guitars)
Nando Perfumo (guitars, acoustic guitars, backing vocals)
Sergio Reyes Gamaza (bass, backing vocals)
Rafa G. Benitez (drums, percussion)

Guests:
Rafa Camison (drums)
Jesus Lavilla (Hammond, keyboards)
Dani Rutz (keyboards)
Llibertat Agular (cello)
Belen Lugena (violin)
Desi Tey, Sandra Tey, Mayra Martinez, Estibaliz Cabrales (Chor)

Tracklist "Get Electrified!":

  1. Get Electrified!
  2. Last Letter
  3. Can We Have Some Love Between Us?
  4. Searching For The Truth
  5. Eagles Fly Solo
  6. Free My Soul
  7. No Reservations
  8. Go!
  9. Live While You’re Alive
  10. A Lonely Sun Story

Gesdamtspielzeit: 43:38, Erscheinungsjahr: 2015

 

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
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