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Martin Engeliens Go Music – Konzertbericht, 09.05.2018, The Whistle, Kempen

Im Wonnemonat Mai hatte die Go Music etwas ganz Besonderes zu bieten.
Am Schlagzeug saß eine ganz berühmte Persönlichkeit der Musik-Szene. Mel Gaynor von den Simple Minds sorgte bei der Konzertreise für den ganz speziellen Groove. Bei den Simple Minds tauchte er beim Album "New Gold Dreams" (1982) auf und wurde dann bei der gleichnamigen Tour festes Bandmitglied. Seine Aktivitäten erstrecken sich allerdings nicht nur auf die Simple Minds oder sein Duo-Projekt The Fusion Project. Unter anderem spielte er für Tina TurnerThe Pretenders, Heaven 17Joan Armatrading oder Elton John.
Sylvia González Bolívar ist die Bienenkönigin im Peter Maffay-Musical "Tabaluga & Lilly" und den Tod in "Falco Meets Amadeus". Außerdem sang sie für Phil Collins, Marianne RosenbergRod Stewart oder Uwe Ochsenknecht. Anfang der Zweitausenderjahre gründete sie die Band More Morena und mit dem Song "Liberatio" war sie in verschiedenen Fernsehsendungen präsent. 2008 kam mit dem aussagekräftigen Titel "Go My Way" das erste Album auf den Markt.
Als dritter im Bunde der Mai-2018-Go Music-Gäste hatte der außergewöhnliche Gitarrist Dirk Edelhoff die Saiten auf seine Gitarre gespannt. Er ist ein Tausendsassa oder sozusagen ein Genre-Hopper par excellence. Ob Rock, Jazz, Fusion, Country oder Blues, er ist eben in vielen Stilen zuhause. Sein Fachwissen bringt er als Kolumnist bei "Gitarre & Bass" ein und seine Fantasiewelt äußert sich in Kompositionen für Werbung sowie Film.

Go Music im Mai 2018 im The Whistle Kempen

Go Music im Mai 2018 im The Whistle Kempen

Virtuell hatte das Quartett einen wunderschön geschmückten Maibaum aufgestellt. Am Kranz hingen natürlich keine Bänder, sondern Songs, in die die Musiker ihre eigenen Interpretationen beziehungsweise Improvisationen einfließen ließen.
Unter anderem waren es Alanis Morissettes "You Oughta Know", "I’m A Bitch" von Meredith Brooks, "Skyfall" (Adele), Pointer Sisters' "I’m So Excited", "Let It Rain" oder "Simply The Best" von Tina Turner.
Bei dieser Konzertreise gab der instrumentale Opener "Courage" zum vorletzten Mal einen Vorgeschmack auf den Auftritt. Dirk Edelhoff, Mel Gaynor und Martin Engelien waren die einheizenden Protagonisten der ersten etwas über zwanzig Minuten.
Nach einer verträumten Einstiegs-Stimmung – Mel Gaynor war auf seinem Arbeitsgerät mit Paukenschlägeln unterwegs – bereitete Martin Engelien die weitere Tour zum relaxten Rock’n’Groove vor. Dirk Edelhoff gab sich in seinem Vorstellungs-Solo von melodisch bis rockend und einer genialen Mischung aus beidem sehr spielfreudig, und Martin Engelien ließ den Groove rollen, war hypnotisch, dynamisch, virtuos und schließlich mit Riffs auf den dicken Saiten unterwegs. Mel Gaynor trommelte von entspannt über spannend bis gespannt unter Einsatz der Double Bass und förmlich fliegenden Drumsticks.
Bei "Hard To Handle" stieg Sylvia Gonzáles Bolìvar in den Rock’n’Roll-Zug ein und bei ihrer extrem ausdrucksstarken, und mit einem enormen Volumen versehenen Stimme bekam man eine Geänsehaut nach der anderen. Die gesanglich grenzlose überzeugende Energie fand Unterstützung in Gestik sowie Mimik. Dirk Edelhoff begab sich hier auf eine längere Exkursion auf dem Fretboard. Die verschiedenen Klang-Kreationen auf seiner Gitarre kamen aus einem schier unerschöpflichen Fantasie-Fass und so hörte man zwischendrin auch so etwas wie Keyboard-Sounds. Dirk Edelhoff sorgte bei seinen entfesselt-akrobatischen Hochgeschwindigkeits-Finger-Einsätzen für einen Szenenapplaus nach dem anderen. Toll! Mit dem Wah Wah-Pedal nahm Martin Engelien seinen Flugbetrieb auf und strebte bei tiefen Tönen zielgerichtet in die Höhen des Himmels.

Martin Engelien (bass)

Martin Engelien (bass)

Am Europatag vertrat die Go Music-Besetzung mit Spanien, Großbritannien und Deutschland die internationale Staatengemeinschaft, aber mit fiktiven Locations führte die musikalische Reise auch nach New York, Nashville beziehungsweise Los Angeles.
Als prächtige Rock-Ballade – auf eigenen Go Music-Füßen stehend – kam "I’m A Bitch" daher und die kräftig gefüllte Rock’n’Roll-Abteilung motivierte das Publikum bei "I Want You To Want Me" zum ryhthmischen Klatschen. Hier brach Dirk Edelhoff zu einem sehr unterhaltsamen Planwagen-Ausflug ins Country auf. Mel Gaynor gab nicht nur in seinem Solo den Galopp vor, sondern wirbelte hinter dem Wagen, unter anderem mit einem extremen Snare-Einsatz mächtig viel Staub auf.
Bei "Skyfall" passte dann das »unvorherhörbar« einer Go Music. Das Lied zum gleichnamigen James Bond-Film wurde in schillernd-leuchtenden Rock-Farben präsentiert. In einem Blitzlicht zitierte der Gitarrist das allseits bekannte James Bond-Thema. Aber hier stand die brillante Sängerin Sylvia Gonzáles Bolìvar im Spotlight. Wunderbar!
Nach der Pause gaben sich in der zweiten Runde die Highlights förmlich die Klinke in die Hand. Mel Gaynor übernahm das Mikrofon und sang "Superstition". Toll! Den "Where The Streets Have No Name"-Anfang machte ein  – nur zur feinfühligen Begleitung von Dirk Edelhoff – wahnsinnig intensiv gesungenes Intro von Sylvia Gonzáles Bolìvar und die besorgte einem eine besonders dicke Gänsehaut. Das vom Gitarristen gespielte Solo hatte etwas von einer musikalisch-kreisenden Kompassnadel, die durch die leergefegten nächtlichen Straßenfluchten eilte. Hammer! Highlight!
Dramaturgisch perfekt hatte man die Setlist aufgebaut, denn gleich nach der U2-Nummer folgte "Walking By Myself" von Gary Moore als Basis für eine Interpretation, über die man noch lange reden wird. Vom Blues Rock transferierte die Go Music den kompletten Song in den Jazz. Genial! Dirk Edelhoff sang zur E-Gitarren-Begleitung im Scat-Stil und offenbarte sein Jazz-Saiten-Feeling. Martin Engelien gab sich – im Jazz-Metier solierend – ganz anders. Er spielte im Laufe seiner Karriere ja unter anderem bei Albert Mangelsdorff. Auch Mel Gaynor tauchte bei seinem Alleingang in den Swing des Jazz ein. Blue Notes aus einem fiktiven Jazz-Club in New York. Bei dieser Version hätte Gary Moore Tränen der Freude in den Augen gehabt.
Über die Disco-Nummer "I’m So Excited" kam es mit "Let It Rain" zum Go Music-Balladen-Höhepunkt. Eine Hymne, deren Emotionen in die sowohl rockige als auch sentimentale Richtung gingen und das Besondere an "Simply The Best" war die Tatsache, dass Mel Gaynor bei diesem Hit das Schlagzeug spielte. In der "Rock’n’Roll"-Zugabe wurden abermals alle Energie-Tore geöffnet.
Im April 2010 besuchte ich das erste Go Music-Konzert. Bis zum Mai 2018 hat man verdammt viele hochkarätige Künstler live erlebt. Besondere musikalische Erlebnisse gab es unzählige, aber die Go Music mit Sylvia Gonzáles Bolívar, Dirk Edelhoff, Mel Gaynor und dem Gastgeber Martin Engelien war eine Improvisations-Session, die ganz weit oben einsortiert werden muss. Hats off, Sylvia, Dirk, Mel und Martin!
Im Juni werden Roni Lee, Gil Edwards, Manni von Bohr (Bröselmaschine, Randy Hansen, Birth Control) und natürlich Martin Engelien bei den elf Terminen der Go Music-Konzertreise die Locations rocken.
Wir bedanken uns bei Martin Engelien für den Platz auf der Gästeliste.

Line-up Martin Engeliens Go Music im Mai 2018:

Martin Engelien (bass)
Sylvia González Bolívar (vocals)
Dirk Edelhoff (guitar)
Mel Gaynor (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Sylvir R.

    Hallo lieber Joachim "Joe", vielen Dank für Deinen tollen ausführlichen Bericht über diese sensationelle Besetzung bei dieser GO Music Reihe im Mai….
    Ich bin zwar "nur" ein kleiner Musik-Fan… Aber ich kann nur bestätigen, wie grandios dieses Musikerlebnis war… Ich habe mir diese Besetzung insgesamt drei mal im Mai live angesehen und ich war immer wieder neu begeistert…. !!! Jeder Künstler/Künstlerin ist schon alleine eine Sensation = aber diese 4 zusammen = einfach gigantisch…
    Viele Grüße aus dem RUHRPOTT…
    Sylvia R.

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