«

»

MarKuz Walach / Mileage – CD-Review

Zebranistics Album aus dem Jahr 2013 war eine musikalische Rock-Äußerung der Band aus der documenta-Stadt. Mark Mustang war der Frontmann und die vorliegende Platte mit dem Titel "Mileage" ist die Solo-Veröffentlichung das Bandleaders, der nun auf den Namen MarKuz Walach hört.

Im Platten-Päckchen war auch eine Karte des Künstlers. Dort steht, dass er: »[…] alle Instrumente ohne Loops und Samplings gleichzeitig […]« gespielt hat. Außderm stammen alle Songs aus seiner Feder. Ausnahmen bestätigen die Regel: "Burin' Hell" ist eine Komposition von John Lee Hooker.

Der Blueser aus Clarksdale ist ein Hinweis darauf, dass es der Protagonist wohl auch mit dem Zwölftakter hat. Dieses Genre wird aber nicht erst mit der JLH-Interpretation aufgerufen. Der Hörer bekommt es schon viel eher mit der Mutter der Rockmusik zu tun. Und wie! Nach dem motivierenden, im hochklassig groovenden Singer/Songwriter-Milieu festgemachte, kontrastreiche Opener "The Rich Is The Poor" mit kosmopolitischer Textaussage gleitet "I Might Come Along" in den karg-kunstvollen Blues seiner Gründerjahre.
Energisch fährt das Bottleneck über die Seiten. Tolles Fingerpicking unterbricht die Röhrchen-Action und der Gesang von Markuz Walach ist auch voller Überzeugungskraft. Der Schellenring sorgt für zusätzliche Rhythmik und diese Nummer ist aus meiner Sicht der sehr gelungene Türöffner für "Mileage". Ein Stück voller Wendungen, die unter dem Strich mehr sind, als es die etwas über drei Minuten ausdrücken. Klasse!

Der 2016 mit dem Kasseler Kunstpreis der Dr.-Wolfgang-Sippel-Stiftung ausgezeichnete MarKuz Walach verwöhnt den Hörer mit einem kontrastreichen Album-Programm. Nach dem fulminanten Slide-Blues entführt uns der Künstler auf den Boden des Balladesken. "Whatever Road" ist die Liebeslied-Ansage der harmonisierenden Kräfte von E-Gitarre und Akustischer. Oh, wie sanft kann der Musiker singen. Emotionen, die den Mann mit jeder Silbe glaubwürdig erscheinen lassen
Kräftig groovender Blues wird in "Rain & Thunder" abgeliefert. Der Wechsel zwischen Bottleneck-Phasen und Fingerpicking wird durch einen tollen Harp-Einsatz untermauert. Ganz im Gegensatz zum Songtitel verfügt "Living In Chains & Shackles" über eine durchaus luftige Atmosphäre, in der das Stück entspannt dahin gleitet.

Den weiter oben erwähnten Preis erhielt MarKuz Walach auch aufgrund eines Videos zum Titel "Inception: Diminutive Dot". Beim Video dienen zwei Feuerzeuge als Rhythmusgeber. Auf der CD werden sie durch Fingerschnips ersetzt. Nichtsdestotrotz strotzt die Nummer mit weiteren Percussion-Instrumenten nur so vor Intensität. Highlight!
Raus aus dem Sofa! Wir schwingen das Tanzbein, denn MarKuz Walach macht mit "Call Mami" entsprechende Stimmung und beim fast siebenminütigen "Burin' Hell" muss man fast schon um seinen Platz auf der Tanzfläche kämpfen, denn der Strom der Leute scheint kein Ende nehmen zu wollen. Der Protagonist ist das Bindeglied zwischen dem Country Blues eines frühen John Lee Hooker und seiner Boogie-Berühmtheit. Mit einem treffend-scharfen Gitarrenton, der Harp und abermaligem Bottleneck-Einsatz dreht der Nordhesse ordentlich an der Spaß-Schraube. Der akustische Blues wird hier zu einem Festival.

Die drei Teile von "Antofagasta …", verteilt auf zwei Tracks, sind anmutig-melancholische Minuten aus dem Bereich der Nachdenklichkeit. Im ersten Part treibt es die Stimme in verdammt hohe Lagen. Der zweite Teil ist von einer Brise iberischer Luft durchzogene Gitarren-Faszination. In "Antofagasta III" geht es mit tollen Sechssaiterklängen nochmals rhythmisch motivierend ordentlich zur Rock-Sache.

MarKuz Walach hat es mit seinem Solo-Album "Mileage" irgendwie geschafft, ins Volle zu treffen.
Liegt es an der Diversität? Kann es an der Verschiedenartigkeit der Stile liegen? Oder ist es vielleicht einfach der erdige Blues, den MarKuz Walach öfter ins Visier genommen hat? Drei Fragen, auf die der Künstler auf musikalische Art und Weise überzeugende Antworten liefert. Interessant dürfte auch die Auskunft auf die Frage "What Did You Want From Yoko, John?" sein.


Line-up MarKuz Walach:

MarKuz Walach (all instruments)

Tracklist "Mileage":

  1. The Rich Is The Poor
  2. I Might Come Along
  3. Whatever Road
  4. Rain & Thunder
  5. Living In Chains And Shackles
  6. What Did You Want From Yoko, John?
  7. Inception: Diminutive Dot
  8. Electricity?
  9. Call Mami
  10. Burnin' Hell
  11. Antofagasta I & II
  12. Antofagasta III

Gesamtspielzeit: 46:56, Erscheinungsjahr: 2015

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>