«

»

Grand Jam – Konzertbericht, 14.10.2016, blues, Rhede

Hier geht was. Hinter dem Bandnamen Grand Jam steckt eine geballte Ladung deutscher Musikgeschichte, die sich internationaler Musik-History widmet und auf nur einen Künstler fokussiert ist. Riskant, aber zugegeben, er war ein Ausnahme-Musiker: Jimi Hendrix.
Gitarrist Axel Heilheckers Tätigkeitsfeld umfasst unter anderem Klaus Lage, Marius Müller-Westernhagen, Herbert Grönemeyer oder Wolf Maahn. Als Support tourte er mit Deep Purple und hinzu kommen Live-Aufnahmen mit Eric Burdon oder Jim Capaldi (Traffic). Zusammen mit Vanessa Vassar bildete er das Duo Phonoroid.
Auch die Schaffens-Liste von Multiinstrumentalist Jürgen Dahmen ist lang. Hier eine Auswahl an Namen, mit denen er als Musiker oder Produzent gearbeitet hat: Georg Danzer, Trance Groove, Albert Mangelsdorf, Nighthawks, Propaganda oder die "Harald Schmidt Show".
Beim Sänger Pete Longstocking sind es Wilson Pickett, die Überkings oder Ufo Walter.
Im Zusammenhang mit dem Bassisten Wolf-Ruprecht Schwarzburger tauchen Künstler/Bands wie Jennifer Rush, Terence Trend d’Arby, Atatak, Eddie McGrogan Band oder die Bläck Föös auf. Der Bassist war darüber hinaus bei vielen Musicals mit von der Partie.
Schlagzeuger Nicky Gebhard hat seine eigene Band Gee Fresh mit der er drei Alben auf den Markt brachte: "Gee Fresh", "No Cry Just Music" und "Freedom Live". Auf der Visitenkarte stehen auch Wallenstein, Alex Parche Project, M.E.K Bilk, Steve Lukather oder Bill Evans. Außerdem hat er mit Mitch Mitchell, dem Schlagzeuger von Jimi Hendrix, »[…] 1995 zusammen in Straßburg gejammt.[…]«
Der Mann für den Sound ist Rainer Assmann, der schon für 12 Drummers Drumming, Dead Guitars oder die bereits erwähnte Band Gee Fresh arbeitete.

Pete Longstocking begeistert

Pete Longstocking begeistert

Auf der Band-Homepage steht eine Art Warnhinweis: »[…] Aber Achtung, Grand Jam versteht sich absolut nicht als Jimi Hendrix Coverband! […]«
Mit diesem Gedanken im Kopf sollte sich der Weg nach Rhede ins blues wohl wieder lohnen. Ziemlich pünktlich, so kurz nach neun Uhr enterte die Formation die Bühne und am Ende des über zweistündigen Gigs wusste man, warum das Gänsehaut-Depot bis in den letzten Winkel leergefegt war.
Die Grand Jam-Musiker erwiesen sich als so etwas wie Klang-Zauberer aus der Meisterklasse. Die gespielten Songs von Jimi Hendrix lagen einem natürlich im Ohr. Gerade die andere Art und Weise der Lesung quasi zwischen den Zeilen der Originale war der zigfache Überraschungsmoment in den insgesamt fünfzehn Songs und bei der Kommunikation zwischen den Musikern auf der Bühne wurde in vielen Phasen klar, dass es sich nicht um Routine sondern Spontanität bei den Soli sowie deren Länge ging.
Es gab kein Sandkorn im Song-Getriebe, auch wenn eine echte Minderheit von Nummern kurz und knackig aus den Lautsprechern kam. Bereits der Opener "Stone Free" war geprägt von einem wunderschönen Axel Heilhecker-Gitarrensolo beziehungsweise Jürgen Dahmen-Alleingang aus dem eigenen Gewächshaus der Improvisations-Ideen.

Alex Heilhecker-Klänge

Alex Heilhecker-Klänge

Virtuos spielte man zwischen Rock und Psychedelic. Der Keyboarder servierte Scat-Gesang zu seinen Tasten-Fantasien und für "Izabella", einem wohl nicht so bekannten Jimi Hendrix-Song, wechselte Jürgen Dahmen zur Conga und unterstrich damit deutlich die Rhythmik.
"Purple Haze" wurde mit individuellen Gitarren-Komponenten versehen. Axel Heilhecker benutzte oft feinste Gitarren-Loops für seine kraftvollen wie auch besinnlichen Fretboard-Fahrten. "Them Changes" wurde zu einer gefühlt über Minuten andauernden Wah Wah-Pedal-Funk-Groove-Exkursion. Pete Longstocking war nicht nur ein hervorragender Sänger sondern glänzte auch durch eine ausdrucksstarke Performance ohne Mikrofon. Er hatte so einige Percussion-Instrumente am Start und seine Luftgitarren-Einsätze waren einfach klasse. Der von Wolf-Ruprecht Schwarzburger perfekt gezupfte Bass war zusammen mit Nicky Gebhards Drumming ein verlässlich-akzentuiertes Rückgrat der Combo.
Einen Abstecher in den balladesken Bereich gönnte man sich mit "Burning Of The Midnight Light" und "Spanish Castle Magic" wurde mit einem brillant-leisen Groove-Teil verziert. Wow! "Fire" war knackig-kurz und wurde mit genauso viel Beifall bedacht wie alle anderen Stücke beziehungsweise Soli-Einlagen. Nicht erst bei "Freedom" wurde dem Zuschauer klar, dass es bei Grand Jam auch einen tollen Chorgesang gab. Rainer Assmann hatte die Regler und Knöpfe perfekt im Griff.
"If 6 Was 9" war der Zungenschnalzer-Song. Axel Heilhecker setzte das Stück mit einer fast schon klassisch anmutenden Eröffung in Bewegung. Nicky Gebhard war mit einem tollen Drum-Solo zur Stelle und von einem "Third Stone From The Sun"-Intermezzo über einen herrlich-orientalischen Karawanen-Ausflug zog man weiter zu einem brillant eingebunden Pink Floyd-Medley. Super, wie sich die Atmosphäre im blues veränderte. Highlight! Auch bei "The Wind Cries Mary" ließ man das Publikum zunächst im Unklaren, um welchen Song es sich handelte, denn der Gitarren-Zauberer musste den Track zunächst von seiner Verpackung befreien. "Who Knows" prägte einen Gitarren-Conga-Kontest. "Hey Joe" war einfach nur der Wahnsinn in Tönen und Klängen. Die "Voodoo Chile"-Zugabe hatte zumindest der Rezensent in dieser Form so noch nie gehört. Das Stück schwebte zwischendrin mit einem sehr ausdrucksstarken Sänger Pete Longstocking wie auf den Schwingen eines Adlers.
Nach diesem beeindruckenden Konzert stand fest, dass es bei Jimi Hendrix und seinen Songs an der Formation Grand Jam keinen Weg vorbei gibt. Diese Band setzte Maßstäbe.
Wir bedanken uns bei André Knoch für die problemlose Akkreditierung.

Line-up Grand Jam:

Pete Longstocking (vocals, percussion)
Alex Heilhecker (guitars, vocals, backing vocals)
Jürgen Dahmen (keyboards, conga, backing vocals)
Wolf-Ruprecht Schwarzburger (bass)
Nicky Gebhard (drums, percussion)
Rainer Assmann (sound)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>