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Epitaph / Fire From The Soul – LP-Review

LP-Review-Epitaph-Fire From The Soul

Ein Sprichwort besagt, dass man alte Schlachtrösser nicht brandmarken und in eine feste Ecke stellen sollte. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die englisch/deutsche Band Epitaph, die nicht nur mit ihren Akustik-Veröffentlichungen der letzten Jahre, sondern (zumindest mich) auch mit ihrem neuen Album "Fire From The Soul" total überrascht hat. Sollte ich denn nun total auf dem Holzweg sein, oder hört sich diese neue Scheibe tatsächlich vollkommen anders an, als die von mir hochgeschätzten (und zugegebenermaßen bereits eine Weile nicht mehr angehörten) Werke Remember The Daze sowie Dancing With Ghosts? Als sich diese Vinyl-Ausgabe das erste Mal auf meiner Anlage drehte konnte ich zunächst überhaupt gar nicht glauben, dass es sich dabei um die Mannen um Cliff Jackson handeln sollte… Meinen sehr geschätzten Kollegen und Epitaph-Fachmann Jürgen scheint dieser Fakt überhaupt nicht aus der Ruhe und nur zu gelegentlichem Stirnrunzeln gebracht zu haben, wie man in seinem Review zur CD-Ausgabe des Albums lesen kann. Gut, ich kenne längst nicht die gesamten Werke des Quartetts, aber diese neue Platte ist schon sehr anders als alle anderen mir bekannten.

Für mich stellen diese zehn auf der Vinyl-Version enthalten Tracks eine Mischung aus sehr Achtziger-lastigem Hardrock sowie Material mit heftigem Einschlag von britischem Folk dar. Ungewohnt für den nicht beinharten Fan ganz sicher auch die Hinzunahme der Streicher sowie der Background-Sängerin Cathrine Jauer. Wenn man dann über die erste Überraschung hinweg ist, entdeckt man natürlich schon jede Menge der typischen Epitaph-Trademarks. Am Schlagzeug ist das Ur-Mitglied Jim McGillivray wieder zurückgekehrt, der auch beim Finkenbach-Festival 2016 mit der Band am Start war. Bei diesem Auftritt war (falls ich jetzt nicht völlig daneben liege) übrigens sein Vorgänger Achim Poret (jetzt bei Peter Panka’s Jane) im Publikum zu sehen und auf "Fire From The Soul" ist er im Line-up auch noch als Bandmitglied aufgeführt, selbst wenn er für diese Produktion lediglich Background Vocals übernommen hatte. Offensichtlich eine freundschaftliche Trennung.

Bezüglich der einzelnen Tracks verweise ich gerne auf Jürgens Review, in dem die Einzelheiten sehr gut beschrieben sind. Aber selbst wenn hier wieder gutes Songmaterial abgeliefert wurde, können mich der Sound und die Ausrichtung nicht wirklich überzeugen. Was mir persönlich fehlt ist der Umstand, dass die Band ihren so ganz eigenen Stempel nicht hinterlassen hat bzw. wie ich anfangs schon schrieb, ich wäre beim Blindhören niemals auf den Gedanken gekommen, es hier mit Epitaph zu tun zu haben. Das kann man selbstverständlich auch als großes Plus auslegen und sicherlich wollte die Band neue Wege gehen (oder auch einfach nur die Streicher im Sound behalten). Ich finde es nur schade, dass der Vierer dabei ein gutes Stück seines Wiedererkennungswertes verloren hat. Live auf der Bühne in Finkenbach (nur als Quartett auf der Bühne) hörten sich die Songs dieses neuen Albums natürlich deutlich direkter und rockiger an. Vielleicht bin ich aber auch nur so verwundert, weil eben diese so anders als nun auf dem Studioalbum rüberkamen.

"Fire From The Soul" ist beileibe kein schlechtes Album, lediglich mein Gusto trifft es nicht zu einhundert Prozent. Rein spielerisch ist das erste Sahne, denn Cliff Jackson, Bernie Kolbe, Heinz Glass und Jim McGillivray haben natürlich weder etwas verlernt, noch haben sie nachgelassen. Erwähnt sei auch noch, dass die mir vorliegende LP-Version (nach der ersten, bereits ausverkauften Auflage in rotem Vinyl) jetzt in schwarz daher kommt und ganz hervorragend klingt. Als Bonus obendrauf gibt es die Scheibe in CD-Version als kostenfreie Beilage, der hier gegenüber der Ausgabe zu Jürgens Review sogar noch das von Heinz Glass superstark gebrachte Jimi Hendrix-Cover "Villanova Junction" sowie ein Radio Edit von "Nightmare" zugefügt wurden.


Line-up Epitaph:

Cliff Jackson (acoustic & electric guitars, lead & background vocals)
Bernie Kolbe (bass, lead & background vocals)
Heinz Glass (acoustic & electric guitars)
Jim McGillivray (drums)
Achim Poret (background vocals)

With:
Tim Reese (violin)
Pete Sage (violin – side 1-#2)
Klaus Henatsch (piano, Hammond organ)
Agnes Hapsari (grand piano – side 2-#1)
Orkan Tekbacak (cello – side 2-#1)
Cathrine Jauer (background vocals)

Tracklist "Fire From The Soul":

Side 1:

  1. Nightmare
  2. The Way It Used To Be
  3. Fighting In The Street
  4. No One Can Save Me
  5. Man Without A Face

Side 2:

  1. Fire From The Soul
  2. Spark To Start A Fire
  3. Sooner Or Later
  4. Rondo Alla Turca
  5. One Of These Days

Gesamtspielzeit: 25:54 (Side 1), 22:51 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2016

 

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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