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Dogtown Winos / The Price Is Your Soul – CD-Review

Dogtown Winos - The Price Is Your Soul - CD-Review

Die Geschichte der aus dem nordrhein-westfälischen Lippe stammenden Band Dogtown Winos geht gar nicht so lange zurück. Die Combo wurde 2014 von dem Gitarristen und Sänger Norbert Görder, dem Bassisten Benedikt Feiertag sowie dem Schlagzeuger Kevin Bartels gegründet und versteht sich selbst vor allem als Live Act. Folgerichtig handelte es sich beim ersten Output dann auch um eine Live-Scheibe. Im August 2016 erschien "Live At The Villa – The Official Bootleg". Aber bereits im Jahr davor hatte sich das Trio (mit der Verstärkung Steffen Hildebrandt an der zweiten Gitarre) mit dem Multimedia-Künstler Patrick Houben zusammen getan, um den Soundtrack zu "Urban Warfare" beizusteuern. Dazwischen und danach lagen viele Konzerte, die Trennung von Hildebrandt und intensive Vorbereitungen auf das erste Studioalbum, das uns nun mit dem schönen Namen "The Price Is Your Soul" vorliegt. Nicht unerwähnt soll auch bleiben, dass vor den Aufnahmen mit Max Kuhn doch wieder ein zweiter Gitarrist an Bord gehievt wurde. Die Winos präsentieren darauf eine coole Mischung aus kunterbuntem und sehr coolem Street Rock, der seine Einflüsse aus dem Hard Rock der frühen achtziger Jahre, einer Prise Sleaze Rock und waschechtem Rock der Marke Dogs D’Amour zieht.

Die Dogtown Winos kommen sehr authentisch und mit jeder Menge Street Credibility versehen daher. Görders raues Organ, die ungebremst rockenden Gitarren, die keine Gefangenen machende Rhythmus-Abteilung sowie die treibenden und dennoch sehr melodischen Songs sorgen für gut vierzig Minuten andauerndes Feuer unter dem Dach. Das ist kein Hardcore und die Winos versuchen auch nie neue Geschwindigkeits-Rekorde aufzustellen, sondern einfach erdiger Rock, der mit jeder Menge Dreck unter den Fingernägeln ins Aufnahmegerät gepumpt wurde. "Sucker For Love" ist ein schönes Beispiel für die unbändige Spielfreude des Quartetts. Bei dem Intro zu "Fade Away" kommt man zwar nicht daran vorbei, an "Tin Soldier" der Small Faces zu denken, was sich aber sehr schnell wieder relativiert, sobald die Winos in die Strophen einbiegen. Das Rad wird wahrlich nicht neu erfunden, aber wen interessiert das schon, wenn die Tracks so überzeugend wie hier aus den Boxen geprescht kommen.

Mit "Black Rain" ist gar so etwas wie eine Ballade am Start, wenn auch auf die rauere Art. Aber das sollte und darf bei dieser Band eigentlich auch gar nicht anders sein. Die Winos bleiben auch hier authentisch und versprühen jede Menge autobiografisches Flair. Furios beginnt die Scheibe mit "Hands Up, Boy", einem sehr starken Gitarrenriff und jeder Menge Power, die gleich mal klar macht, wohin diese Reise gehen wird. Textlich nehmen die Westdeutschen ebenfalls kein Blatt vor den Mund, was sich unter anderem bereits an Songtiteln wie "Fuck You For Breaking My Heart" oder auch "Get Fucked" festmachen lässt. Richtig klasse kommt gegen Ende auch die einzige deutsche Nummer "Baby, ich hab' deinen Bauch gesehen". Rock’n’Roll trifft auf eine ganze LKW-Ladung voller Humor und wer nicht glaubt, dass das eine superbe Mischung sein kann, der hat die Dogtown Winos noch nicht gehört.

Neben ein paar witzigen Texten geht es aber durchaus auch ernst zur Sache. Geschichten aus dem Leben, wie sie eben so passieren und die man dann seelisch eben überleben muss. Hut ab vor den Dogtown Winos für deren Debütalbum, deren Songwriting und die Umsetzung im Studio. Wenn man dem Begleittext zu "The Price Is Your Soul" Glauben schenken darf, dann hat dieser Vierer auf der Bühne dann nochmal doppelt soviel Bumms, was alleine schon ganz viel Spaß und einen außerordentlichen Rock-Abend verspricht.

Wer zuerst mal reinhören möchte, dem würde ich die ersten vier Tracks, "Bank Robber Man" oder "Sucker For Love" empfehlen. Aber stark sind eigentlich alle Stücke, einen Ausfall gibt es nicht zu vermelden. Coole Socken!


Line-up Dogtown Winos:

Benedikt Feiertag (bass, background vocals)
Kevin Bartels (drums & percussion, background vocals)
Max Kuhn (guitars, background vocals)
Norbert Görder (guitars, keyboards, lead vocals)

Tracklist "The Price Is Your Soul":

  1. Hands Up Boy
  2. Soul
  3. Fuck You For Breaking My Heart
  4. That Little Chick
  5. Black Rain
  6. Bank Robber Man
  7. Into The Fire
  8. Sucker For Love
  9. Fade Away
  10. Ain’t Gettin' Better
  11. Get Fucked
  12. Baby, ich hab' deinen Bauch gesehen
  13. Long Hard Road (Bonus Track)

Gesamtspielzeit: 40:16, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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